Sinnthesen

WORUM ES GEHT

Nun reden alle von Religion - Kirchenvertreter wie gewohnt befremdlich, konfessionell Abstinente wie zu erwarten eher vorurteilsvoll.

Als bemühter Christ und bekümmerter Katholik habe ich die Diskussion und eine Menge Literatur verfolgt und während der Arbeit als Journalist, Redakteur und Filmautor meine Meinung in knappen Thesen festgehalten.

Ich verstehe meine Thesen als Diskussionsbeitrag eines Sympathisanten der 'Kirche von unten' (und von innen), der unpastorale Rede schätzt und unabhängiges Urteil.

Dass ich kein Theologe bin, wird vielleicht wettgemacht durch Unbefangenheit; genau genommen sind ja alle, die nach Gott fragen, Theologen. Und wurde nicht immer wieder, sogar im Konzil, das Mitdenken und Mitberücksichtigen der 'Laien' gewünscht?

Ich schreibe nicht systematisch, sondern spontan aphoristisch als Reaktion auf typische Aussagen im privaten, beruflichen und öffentllichen Umfeld.

Die scheinbar isolierten aphoristischen Thesen sind tatsächlich Splitter einer kohärenten Theologie, die sich erschliesst, wenn man das Buch im Ganzen liest - der Zusammenhang wird dann wie ein Mosaik deutlich.

Der Aphorismus macht es möglich, einen riesigen Ideenkosmos punktuell so anzuleuchten, dass zwischen ausgewählten Fixsternen die verbindenden Kräfte und Bezüge erkennbar werden, ohne dass man sich verliert in kaum zu bewältigende Vollständigkeit.

Mit etwas Nachsicht könnte man den Text auch sehen als eine aphoristische Fundamentaltheologie, die den Glauben in Auseinandersetzung mit Menschen und Welt einfach, griffig und schwerpunktartig zu artikulieren strebt.

Leitmotiv ist die Versöhnung - von Glauben und Wissen, Kirche und Welt, Theologie und Mystik, Konfession und Religion, Tradition und Reform.

Ausgehend von begründeten Prämissen und den angehäuften Indizien läuft dabei alles auf den Versuch hinaus, zu erklären, warum wir um unserer Freiheit willen mit Leid und offenen Fragen leben müssen und es im religiösen Urvertrauen auch können.

Dabei werden Vernunft und Wissen nicht verabschiedet, sondern als dem Glauben komplementär bewahrt entsprechend dem alten Aphorismus: Glaube und Vernunft sind die beiden Flügel, die uns der höchsten Wahrheit näherbringen.

Wenn Gedanken, die ich in diesem Zusammenhang seit Jahrzehnten aufschrieb, nun auf einmal überall begegnen und sich vielfach sogar mit denen Papst Benedikts treffen — um so besser.

Ich bin mir bewusst, dass ich den Boden der Orthodoxie mehrfach verlasse und zu anderen Zeiten wohl mit dem Scheiterhaufen hätte rechnen müssen.

Im übrigen gilt auch für mich die alte Erfahrung: Wer glaubt, will mitteilen - er gehört nicht zu den Reichen, die nichts geben!

PM